Neues Rückgrat der Wasserversorgung im Zweckverband: Hohenberggruppe weiht ihr Wasserwerk in Beuron-Langenbrunn ein

Mit einem kleinen Festakt hat die Wasserversorgung Hohenberggruppe am 11.07.2023 die bislang größte bauliche Investition ihrer Geschichte gefeiert: das Wasserwerk Beuron-Langenbrunn. Zur offiziellen Einweihung der 9,2 Millionen Euro teuren Anlage kamen über 70 Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft ins Donautal. Sie erfuhren nicht nur Geschichtliches über den Zweckverband, sondern erlebten innovative Wasseraufbereitung und -verteilung hautnah. Obendrein im recht kühlen dreistöckigen Gebäude, während vor der Türe das Thermometer an der 36-Grad-Marke kratzte.

Wer von Schloss Werenwag oder einem der umliegenden Felsen ins Donautal hinabblickt, dem sticht ein ziemlich großes, ringsum holzverkleidetes Gebäude ins Auge. Es sieht aus wie ein landwirtschaftlicher Schuppen modernen Anstrichs. So gut wie keiner weiß aber, dass in dieser vermeintlichen Scheune fortschrittlichste Wassertechnik untergebracht und dieser Industriebau mit seinen Hightech-Anlagen das Rückgrat der Wasserversorgung für über 100.000 Menschen ist. Dass eben das kostbare Nass nicht einfach nur aus dem Wasserhahn kommt, wenn man ihn aufmacht, das wissen alle, die hier oder bei der Hohenberggruppe arbeiten. Ebenso natürlich die Verantwortlichen der insgesamt 28 Kommunen, welche gemeinsam den Zweckverband bilden, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1886 zurückreichen.

Die zurückliegenden Hitze-Wochen und auch die vergangenen Jahre mit vielen und teilweise extrem langen Trockenperioden haben deutlich vor Augen geführt, wie bedeutsam eine zuverlässige und ausreichende Versorgung mit Trinkwasser ist. Der geschichtliche Bogen, den Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft in seiner Ansprache als Verbandsvorsitzender spannte, war wie ein Déjà-vu und hätte passender nicht sein können: „Die Wasserfeste, welche die Menschen einst feierten, machen deutlich, wie sehr früher unter der Wasserknappheit gelitten wurde und was es für ein Segen gewesen sein muss, durch das Zweckbündnis fortan 365 Tage im Jahr über Wasser in ausreichender Menge und guter Qualität zu verfügen.“

Wer hätte das gedacht: Heute, eineinhalb Jahrhunderte später, stehen wir wieder an einem Punkt, an dem auch in Mitteleuropa aus der scheinbar unendlichen Ressource Trinkwasser ein knapperes Gut geworden ist. So mahnte Frank Schroft, den Luxus „Wasser“ nicht als selbstverständlich zu betrachten, stattdessen sich Gedanken über das Verbraucherverhalten zu machen. Überlegungen, eine zukunftssichere Wasserversorgung samt der dazu gehörigen Infrastruktur sicherzustellen, haben auch die Verantwortlichen der Hohenberggruppe über Jahre hinweg angestellt und dabei viele wegweisende Entscheidungen getroffen. Vornedran der Bau des Wasserwerks Langbrunn.

„Für uns ist das Wasserwerk ein großer Baustein für die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung im Verbandsgebiet.“
Frank Schroft, Bürgermeister von Meßstetten und Verbandsvorsitzender

Wie das System funktioniert, das erläuterte bei einem Rundgang vor Ort Ingenieur Matthias Dreher, der die Hohenberggruppe seit Jahren in technischer Hinsicht berät und begleitet. Jeder Besucher konnte die Infos sogar in einer an alle ausgehändigten Dokumentation nachlesen: Das Eigenwasser im Donautal wird über drei Tiefbrunnen bei Großschmiedebrunnen, zwischen Beuron und Langenbrunn gelegen, gewonnen. Über eine zirka 1,65 Kilometer lange Leitung wird das Rohwasser dem neuen Wasserwerk Langenbrunn zugeführt und dort in einer ersten Stufe mittels Ultrafiltration aufbereitet. Das aufbereitete Reinwasser wird zunächst zwischengespeichert und in einer zweiten Aufbereitungsstufe dann enthärtet und mit einer Transportchlorung versehen. Über drei Förderpumpen wird das enthärtete Reinwasser dann zum Hochbehälter Ellmaide gepumpt. Von dort fließt das Reinwasser dem Wasserwerk Hammer zu, von wo aus es zu den Haupthochbehältern des Zweckverbandes gepumpt und über 25 weitere Hochbehälter den Verbrauchern zur Verfügung gestellt wird.

Spannend sind auch die Eckdaten zum Wasserwerk-Neubau selbst. Das dreistöckige Gebäude hat eine Grundfläche von 16 auf 34 Meter und ist 16 Meter hoch. Über die gesamte Höhe von UG und EG befinden sich drei Reinwasserkammern mit jeweils 240 Kubikmeter Speichervolumen. Ultrafiltration, Förderaggregate, Absatzbecken, Enthärtung, Entsäuerung – jede Menge technischer Anlagen mit unzähligen Rohren und Leitungen sind hier untergebracht. Weil sich das Wasserwerk in direkter Nähe zur Donau befindet, liegt es in einem Hochwasserbereich. Vorsicht ist also geboten. Die Konzeption sieht deshalb vor, dass selbst bei einem Jahrhundert-Hochwasser das Erdgeschoss trocken bleiben sollte. Das Kellergeschoss hingegen ist wasserdicht gebaut mit bis zu 35 Zentimeter dicken Betonwänden.

Apropos Naturschutz: Die besonderen Hürden und die vielen dicken Bretter, die es zu bohren galt, um ein Wasserwerk inmitten des Naturparks Obere Donau zu realisieren, erwähnte Sigmaringens Landrätin Stefanie Bürkle in ihrem Grußwort. Sie muss es wissen, schließlich ist ihr Amt die Genehmigungsbehörde. Mut sei gefragt, ein solches Projekt zu stemmen. Und mehrere, zeitaufwendige Genehmigungsverfahren an dieser Stelle durchzuziehen, verdiene Respekt. „Denn nicht nur wasserschutzrechtliche Hürden galt es zu nehmen, auch Denkmal- und Hochwasserschutz kommen in Langenbrunn hinzu“, informierte die Landrätin und ergänzte freudig: „Der Naturpark blüht und gedeiht, die Wasserversorgung ebenso.“

Damit dies nicht nur in der Gegenwart gewährleistet ist, sondern bis in die fernere Zukunft, schlägt „Langenbrunn“ nun als Herz im Versorgungsnetz der Hohenberggruppe. Aber mit diesem Baustein allein ist es nicht getan. Weitere Investitionen sind unumgänglich, um eine Wasserversorgung auf Jahrzehnte hinaus sicherzustellen. Verbands-Chef Frank Schroft listete auf: Modernisierung der Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Hammer, Bau einer zentralen Enthärtungsanlage, Erneuerung von Pumpen, die teilweise noch aus den 1960er-Jahren stammen, Sicherstellung der Ersatzwasserversorgung. Hier kommt die Neidinger Mühle ins Spiel. Das dortige Wasserwerk wurde vor einigen Jahren stillgelegt und rückgebaut. Über eine Reaktivierung sollte nun aber nachgedacht werden. Den Sinneswandel begründet Frank Schroft mit einem Trend: „Entgegen früherer und belegter Prognosen, ist der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren nicht gesunken, sondern stark gestiegen.“

Was vielen Bürgerinnen und Bürgern, die ihr kostbares Nass von der Hohenberggruppe beziehen, vielleicht schon aufgefallen ist: Das Wasser ist bei weitem nicht mehr so hart wie früher: Statt 17 hat es nur noch 12 Grad deutscher Härte (dH). Das ist der zentralen Enthärtungsanlage mit Membranfiltration zu verdanken, die im März 2023 in Betrieb ging. Aber das Zweckverbands-Wasser wird bald noch weicher. In einem zweiten Schritt – Ende September – soll die Wasserhärte im Wasserwerk Langenbrunn auf 8,3 Grad dH reduziert werden.

„Die Umstellung im Hinblick auf die Härtegrade betrifft aktuell nur den Teil der Verbandsmitglieder, welche das Wasser vom Wasserwerk Langenbrunn erhalten“, erläutert Verbandsrechner Daniel Bayer, der bei der Einweihung ebenfalls vor Ort war und auch Rede und Antwort stand. Für jene, die ihr Wasser über die Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Hammer bekommen, ändert sich laut seinen Aussagen zunächst nichts an der Wasser- und Härtequalität, da die dortige Aufbereitungsanlage erst in den kommenden Jahren modernisiert und dann ebenfalls mit einer zentralen Enthärtungsanlage ausgestattet werden soll. „Sobald in Langenbrunn die zweite Stufe der Enthärtungsanlage in Betrieb geht, wird der Zweckverband die betroffenen Verbandskommunen über die Neuerung rechtzeitig informieren“, verspricht Bayer.

Ingenieur Matthias Dreher vom Empfinger Ingenieurbüro Dreher+Stetter, das die Hohenberggruppe seit Jahren begleitet, erklärt den Besuchern die Technik.

Noch einige interessante Zahlen zum Mammutprojekt: Die Erstkonzeption liegt bereits 8 Jahre zurück; bei der Entwurfsplanung rechnete man mit 9,67 Millionen Euro an Kosten. Nach der Vergabe aller Arbeiten reduzierte sich dieser der Kostenanschlag auf 9,56 Millionen. Und jetzt die freudige Nachricht: Die Kostenprognose zur Abrechnung liegt nach einer rund vierjährigen Bauzeit bei 9,2 Millionen Euro, also über 300.000 Euro unter der Kalkulation. Weiter gibt es eine Förderung durch das Land Baden-Württemberg in Höhe von 2,2 Millionen Euro. Vom jährlichen Gesamtbedarf-Wasserbedarf der Hohenberggruppe von 2,5 bis 3,3 Millionen Kubikmetern deckt das Wasserwerk Langenbrunn nun 2,0 bis 3,1 Millionen. Die Tagesleistung liegt im Normalbetrieb bei 6500 Kubik, kann aber bis auf 10.000 Kubik hochgefahren werden.

Fotos: Stadt Meßstetten/Volker Bitzer