Die Hohenberggruppe reaktiviert das Wasserwerk „Neidinger Mühle“ für rund 6,3 Millionen Euro

Der Zweckverband Wasserversorgung Hohenberggruppe hat die Weichen gestellt für eine zukunftssichere Versorgung seiner 30 Mitgliedskommunen mit kostbarem Nass: Reaktiviert wird das Wasserwerk „Neidinger Mühle“ für rund 6,3 Millionen Euro. Hier darf sich der ZWH über eine 2,8 Millionen-Förderung durch das Land Baden-Württemberg freuen. Modernisiert wird die Fördereinrichtung im Wasserwerk Hammer für zirka 2,715 Mio. Euro; ob hier Zuschüsse fließen zeigt sich erst gegen Jahresende.

Die Wasserversorgung der Städte und Gemeinden im über 100.000 Einwohner umfassenden Verbandsgebiet war in jüngster Vergangenheit zeitweise auf Kante genäht. Vor allem die beiden sehr warmen und über lange Zeit trockenen Jahre 2022 und 2023 zeigten der Hohenberggruppe ihre Grenzen bei der gegenwärtigen Wasserversorgung auf. Zwar kam immer Wasser aus dem Hahn und nie saß auch nur ein Haushalt auf dem Trockenen, aber knapp wurde es bisweilen. 165 Liter pro Sekunde – das ist augenblicklich das Wassermaximum des so genannten Dargebots, das die Hohenberggruppe fördern und durch die Leitungen schicken kann. Demgegenüber steht der rechnerische Maximalbedarf von 158 Litern Wassern pro Sekunde, den die Hochbehälter Hirschbühl (120 l/s), Baienberg (15 l/s) und Rauher Bühl (60 l/s) abdecken. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Rechnung unter normalen Bedingungen aufgeht, es aber nach länger anhaltenden Trockenperioden eng werden könnte.

Die Reaktivierung des Wasserwerks „Neidinger Mühle“ soll deshalb Abhilfe schaffen. Seit über zehn Jahre ist die Anlage außer Betrieb. Ein Strukturgutachten aus dem Dezember 2011 sagte aus, dass die Anlage aufgrund rückläufigen Wasserbedarfs der Bevölkerung nicht mehr gebraucht wird. Eine Fehleinschätzung, wie sich heute zeigt. Weil die Anlagen aber aus den 1970er-Jahren sind, müssen sie nun zunächst ausgetauscht werden, damit das Wasserwerk entlang der Donau auf den heutigen Stand der Technik kommt. Wie diese aussieht, das erläuterte Ingenieur Matthias Dreher von der Empfinger Ingenieurgesellschaft Dreher+Stetter, welche die Hohenberggruppe seit Jahren fachlich begleitet. Die Mitglieder der Verbandsversammlung – darunter kommunalwahlbedingt viele neue Gesichter – staunten nicht schlecht, als ihnen in den „Lammstuben“ in Hartheim das große Vorhaben und die Kosten aufgezeigt wurden.

Rund 6,3 Mio. Euro (einschließlich Reserve) muss der Zweckverband für die Wiederinbetriebnahme sowie die Neukonzeption der Aufbereitungstechnik im Wasserwerk in die Hand nehmen. Erfreulich: Der eingereichte Förderantrag wurde vom Landes-Umweltministerium bewilligt und die Hohenberggruppe darf sich über 2,781 Mio. Euro Zuschuss freuen. Kann die angepeilte Zeitschiene für dieses Projekt gehalten werden, so dürfte die „Neidinger Mühle“ nach jahrelangem Dornröschenschlaf im Frühjahr 2027 wieder in Betrieb gehen. Das Wasserwerk würde dann 60 l/s einspeisen. Zusammen mit dem Wasserwerk Langenbrunn (120 l/s) und der Niederdruck-Schiene Hammer (15 l/s) würde das Dargebot also auf 195 l/s steigen und das Pumpwerk Beuron (bislang 30 l/s) wäre reine Reserve.

Sehr technisch wurde es nochmals beim zweiten Großprojekt: der Neukonzeption der Fördereinrichtungen im Wasserwerk Hammer im Bäratal. Aber Matthias Dreher verstand es auch hier, das komplexe Fachwissen herunterzubrechen und verständlich dazulegen. Vier der sieben Pumpen stammen noch aus den 1960er-Jahren, entsprechend gering ist mittlerweile deren Wirkungsgrad. Ganz zu schweigen von der Betriebssicherheit, sollten eine oder gar mehrere Pumpen ausfallen. 2,72 Millionen Euro, so das veranschlagte Investitionsvolumen, möchte die Hohenberggruppe deshalb in die Modernisierung des Wasserwerks stecken. Das Konzept sieht nicht nur neue und regelbare Pumpen, sondern auch Druckstoßkessel, Messtechnik und Elektronik auf Höhe der Zeit vor. Ein Förderantrag auf Zuschussmittel wurde auch hier gestellt. Jedoch: „Aufgrund des von der Ampel ausgebliebenen Haushalts 2025 sind wir vom Fördergeber informiert worden, dass Anträge vor dem vierten Quartal 2025 nicht bewilligt werden“, informierte der Verbandsvorsitzende, Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft, die Versammlung. Er sprach in seinem Jahresbericht von enormen Kraftanstrengungen, die der Zweckverband in den nächsten Jahren nicht nur technisch, sondern auch finanziell stemmen müsse.

Wie bedeutsam Investitionen in eine moderne und digital-sichere Infrastruktur der Wasserversorgung sind, verdeutlichte der Verbandschef nicht nur anhand zunehmender Trockenperioden, sondern auch mit Blick auf die Weltpolitik und die damit einhergehende Bedrohungslage. Energieversorger und eben auch Wassernetze würden zunehmend ins Visier von Hackern und Cyberangriffen geraten, so Frank Schroft. Im Zuge der Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit, derzeit in aller Munde, ist die Hohenberggruppe sogar ganz konkret betroffen. Sollte die Bundeswehr das seit Jahren heiß diskutierte Absprunggelände Waldhof zwischen Dormettingen und Rosenfeld realisieren, müsste der dortige, verbandseigene Wasserturm Häsenbühl (100 Kubikmeter Speichervolumen) weichen. Dieser ist ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die Wasserversorgung zwischen der Hohenberggruppe, dem Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Kleiner Heuberg und dem Zweckverband Wasserversorgung Hohenzollern. Die Anlage samt Versorgungsleitungen, die auf der geplanten Landebahn liegen, müsste an anderer Stelle neu errichtet werden. „Der Wasserturm Häsenbühl ist unentbehrlich; die Komplexität der Thematik habe ich dem Staatsministerium Baden-Württemberg ausführlich schriftlich dargelegt“, erklärte Frank Schroft, der für den weiteren Fortgang nun auf eine Machbarkeitsstudie durch ein qualifiziertes Ingenieurbüro drängt. Frank Schroft ging in seinem Jahresbericht auch auf die Projekte und anderen Vorhaben ein, überließ die Details jedoch den Experten.

Der Zahlenmarathon an diesem Abend war ansehnlich. Saskia Moser-Danhel (Netze BW), welche die technische Betriebsführung innehat, wartete mit der Wasserbilanz für 2024 auf. Unter dem Strich waren es 3,145 Mio. Kubikmeter, die an die Verbandskommunen abgegeben wurde. Gefördert wurden 3,839 Mio. Kubik (davon 3,592 aus eigenen Quellen), so dass sich saldiert 0,694 Mio. Kubik ergeben. Diese Zahl setzt sich zusammen aus dem Eigenverbrauch des ZWH (rund 517.000) und einem Wasserverlust, der umgerechnet 4,6 Prozent beträgt und somit unter dem langjährigen Mittelwert von 5,68 Prozent liegt. Deutlich ansteigend ist die Wasserabgabemenge über die zurückliegenden Jahre betrachtet, auch wenn 2024 unter der Trendlinie ist. Spitzenjahr ist bislang 2022 mit 3,672 Mio. Kubikmetern.

Bis ins letzte Detail aufgeschlüsselt sind die Wasser- und andere Bilanzen im Jahresabschluss 2023, den Daniel Bayer im erläuterte. Der Verbandsrechner, zugleich auch Meßstetter Stadtkämmerer, ging dabei nochmals auf die wichtigsten Punkte ein. So freilich auch auf die bislang größte Investitionsmaßnahme in der Geschichte der Hohenberggruppe: den Neubau des Wasserwerks Langenbrunn mit rund 8,712 Mio. Euro. Dieses wurde im Sommer 2023 feierlich eingeweiht und ist das Rückgrat des Zweckverbandes. Mit über 60 Seiten fast doppelt so umfangreich wie der Jahresabschluss ist der Wirtschaftsplan 2025. In diesem Zahlenwerk schlagen bei den Investitionsmaßnahmen die bereits oben erwähnten Projekte „Wasserwerk Neidinger Mühle“ und „Wasserwerk Hammer“ maßgeblich zu Buche. Einstimmig stellte die Verbandsversammlung den Jahresabschluss 2023 fest und ebenfalls einstimmig verabschiedete das Gremium den Wirtschaftsplan fürs laufende Jahr.

Verwaltungsrat formiert sich neu

In der Folge der jüngsten Kommunalwahl – diese war im Juni 2024 – müssen auch die Organe des Zweckverbandes Wasserversorgung Hohenberggruppe neu gewählt werden. Dieser Satzungsvorschrift kam die Verbandsversammlung in Hartheim nach.

Wiedergewählt wurden Verbandsvorsitzender Bürgermeister Frank Schroft (Meßstetten), als Erster Stellvertretender Vorsitzender Bürgermeister Thomas Miller (Rosenfeld) und als Zweiter Stellvertretender Vorsitzender Bürgermeister Benedikt Buggle (Böttingen).

Weitere ordentliche Mitglieder des Verwaltungsrates sind: Bürgermeister Markus Hugger (Spaichingen), Oberbürgermeister Dirk Abel (Balingen), Bürgermeister Gerhard Reichenegger (Wehingen), Bürgermeister Christian Abert (Kolbingen), Bürgermeister Oliver Schmid (Geislingen), Bürgermeister Karl-Josef Sprenger (Schömberg), Bürgermeister Ewald Hoffmann (Schwenningen), Bürgermeister Fabian Biselli (Denkingen), Bürgermeister Maik Lehn (Stetten a.k.M.), Bürgermeister André Kielack (Gosheim).

Stellvertretende Mitglieder sind: Stadtrat Alexander Efinger (Spaichingen), Stadtrat Klaus Hahn (Balingen), Bürgermeister Albin Ragg (Deilingen), Bürgermeister Thomas Leibinger (Bubsheim), Bürgermeister Jens Keucher (Sulz), Bürgermeister Anton Müller (Dormettingen), Stadtrat Ernst Berger (Meßstetten), Bürgermeister Jörg Alisch (Nusplingen), Ortsvorsteher Bruno Pozzi (Stetten a.k.M.-Storzingen), Bürgermeisterin Marion Maier (Dotternhausen).

Verbandsrechner bleibt Daniel Bayer. Vertreter in der BWV-Vertreterversammlung sind Bürgermeister Thomas Miller (Rosenfeld) und als dessen Stellvertreter Bürgermeister Karl-Josef Sprenger (Schömberg).

Verabschiedet aus dem Gremium wurde Schwenningens Ex-Bürgermeisterin Roswitha Beck. Der Verbandsvorsitzende Frank Schroft dankte der einst ersten Frau im Kreise des Verwaltungsrates für ihr langjähriges Engagement seit 2016 und überreichte ihr einen Geschenkkorb.

Einige neue Gesichter sind unter den ordentlichen Mitgliedern des neuen Verwaltungsrates des Zweckverbandes Wasserversorgung Hohenberggruppe um ihren Vorsitzenden, Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft. Mit auf dem Bild auch Verbandsrechner Daniel Bayer, die Technische Betriebsführerin Saskia Moser-Danhel und die verabschiedete Ex-Bürgermeisterin aus Schwenningen, Roswitha Beck.

Foto: Stadt Meßstetten/Volker Bitzer